Wenn man in der Öffentlichkeit Menschen fragt, was ihnen zum Begriff „Chemie“, bzw. „chemisch“ einfällt, hört man häufig Aussagen wie „giftig“, „künstlich“, „schädlich“ und – aus Sicht der Chemielehrer besonders bedenklich: „Das habe ich während meiner Schulzeit nie verstanden.“ Dabei haben wir jeden Tag mehr Kontakt mit den Inhalten chemischer Forschung und Entwicklungen, als uns das bewusst ist. Gehen wir mal den morgendlichen Tagesablauf eines Schülers ohne Gegenstände, an deren Herstellung ein Chemiker beteiligt war, durch:
Der Wecker läutet, der Schüler – nennen wir ihn Franz – geht ins Bad zur morgendlichen Wäsche. Seife und Zahnpasta gibt es schon einmal nicht. Im Kühlschrank herrscht, vor allem bei Fertigprodukten – und dazu kann man auch Joghurt zählen – gähnende Leere, weil nichts vom Lebensmittelchemiker kontrolliert werden konnte. Den Rucksack mit den Schulsachen vergessen wirauch mal, weil die notwendigen Kunstfasern, die heute verwendet werden, nicht produziert werden können. Der Schulbus oder die Bahn fährt auch nicht, weil kein Treibstoff vorhanden ist.
Kurz zusammengefasst: Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, als ungewaschen, ohne ordentlich geputzte Zähne und nur mit einem halben Frühstück zu Fuß oder mit dem Rad den Schulweg zurückzulegen. Seine Hefte, sein Schreibzeug und die Bücher muss er in der Hand tragen. Man könnte diese Geschichte jetzt durch den ganzen Tag weiterspinnen.
Es sei an dieser Stelle nur darauf hingewiesen, dass wir ohne die Leistungen der Chemie nicht dort wären, wo wir heute sind. Sämtliche Kunststoffe und Farbstoffe sind Entwicklungen von Chemikern. Ebenso sind diese Menschen an der Herstellung unserer Nahrung beteiligt, versuchen, uns und die Umwelt vor Giften zu schützen, und sorgen durch die Produktion moderner Medikamente dafür, dass wir länger leben. Für das Verständnis und den Spaß an diesem breit gefächerten Fachgebiet wird hier an der Schule ein Grundstein gelegt. Experimente – mal spektakulär, mal weniger – sind ein zentraler Bestandteil des Chemie-Unterrichts.
Es hat sich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren in der Konzeption des Chemieunterrichts viel getan und wir hoffen, dass zukünftige Schülergenerationen von ihren Eltern den Satz: „Das habe während meiner Schulzeit nie verstanden.“ nicht mehr hören.